Pressemitteilung
Rede Reinhard Retzer´s zum Mühldorfer Nazi-Aufmarsch
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Mühldorf und Umgebung,
ich war, wie die meisten von Ihnen entsetzt, als ich vorgestern von dieser geplanten Demonstration der rechten Szene erfuhr.Umso dankbarer war ich und bin ich, als ich hörte, dass Richard Fischer und die SPD eine Gegenkundgebung organisierten. Dafür bedanke ich mich im Namen der ÖDP recht herzlich.
Der erste Reflex nach dem Entsetzen war die Frage, ob es nicht eine Möglichkeit gäbe, diese schändliche Demonstration der rechten Szene zu unterbinden.Unsere Gesetzgebung sieht eine hohe Hürde für ein Demonstrationsverbot – egal welchen Inhalts - vor. Warum? Eben weil diese Meinungsfreiheit im Dritten Reich völlig unter die Räder kam. Deshalb haben die Väter unseres Grundgesetzes dem Demonstrationsrecht eine hohe Bedeutung beigemessen.
Schmerzhaft jedoch wird es, und ich denke, Sie alle hier können diesen Schmerz nachempfinden, wenn dieses Recht gerade von einer unbelehrbaren Gruppe von Hetzern genutzt wird, um andere auf Grund ihrer Herkunft auf unerträgliche Weise anzugreifen.Noch größer wird das Unbehagen, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass sich diese Gruppe auf ein rassistisch beschränktes Gedankengut beruft, das einst Millionen von Menschen in ganz Europa, ja die in der gesamten Welt in eine Katastrophe geführt hat. Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wir sind hier nicht in erster Linie wegen dieses Häufchens von unbelehrbaren Hetzern zusammengekommen. Nein, dafür wäre mir und, ich denke auch Ihnen, die Zeit zu kostbar.Es sind zum einen unsere ausländischen Mitbürger, denen heute unsere Solidarität und unser Mitgefühl gilt. Es sind die Menschen in der Asylbewerberunterkunft für die wir heute hier stehen. Wir stehen hier aber auch aus Dankbarkeit und Freude darüber, in einem freien Land leben zu dürfen, in welchem man seine Meinung ohne Angst vor staatlichen Repressalien kundtun darf. Dass das manchmal etwas kostet, dass man sich dafür engagieren muss, weil es nicht selbstverständlich ist, dass es - wie heute - sogar manchmal Schmerzen und Unbehagen bereitet, das müssen wir aushalten und das werden wir aushalten, weil wir hier zusammen stehen liebe Freunde der Demokratie.
Dass wir hier gemeinsam und in solch großer Zahl für die Grundwerte unseres Landes stehen, das sind wir nicht zuletzt den Millionen von Opfern des Naziterrors und all den Scholls, Probsts, Jägerstettern und Bonhoeffers schuldig, die einst ihr Leben für diese Werte lassen mussten und die auch heute noch in aller Welt, aktuell in Nordafrika, für ihre Überzeugung verfolgt werden.
Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben. Vergelt´s Gott für´s Organisieren.
Unterstützt auch im Namen aller ÖDP-Vorstandsmitglieder!